1967 | geboren in Köln |
1989 – 1994 | Studium Visuelle Kommunikation, Köln, Diplom-Designerin |
1995 – 2022 | Arbeitet als Grafik-Designerin in Köln in Werbeagenturen, später in Bergisch Gladbach im Musikverlag |
seit 1996 | Freies künstlerisches Schaffen in Acryl, Aquarell und Mischtechnik |
2000 – heute | Kunstausstellungen in Köln, Leverkusen, Essen, Bad Godesberg, Kronenburg u. a. |
seit 2023 |
Freiberufliche Grafikdesignerin |
ZU DEN WERKEN
Von der Ewigkeit des Moments
in der Malerei von Susanne Thienel
Ein Mann sitzt alleine an dem Metalltisch eines Cafes, vielleicht nachdenklich in sich versunken, vielleicht vom Tag oder der vergangenen Unterhaltung ermüdet – nur die Jacke auf dem benachbarten Stuhl lässt erahnen, das es ein kurzer Moment der Einsamkeit ist bevor sein Gegenüber zurückkehrt… wer sich in die Bilderwelt von Susanne Thienel vertieft, wird häufig mit diesen scheinbar beiläufigen Lebensmomenten konfrontiert. Menschen in Biergärten, auf Rolltreppen oder in der U-Bahn. Ein kurzer Moment in dem die Kellnerin mit den von akrobatischer Leichtigkeit getragenen Biergläsern wie eine grazile Tänzerin wirkt, der amüsierte Blick einer Menschengruppe auf das unsichtbare Treiben der Stadt oder die lichtdurch–flutete Szenerie einer Herbstallee mit einem Radfahrer der sich im Licht des Horizonts verliert – es sind diese kurzen, flüchtigen Momente die mit der ihr ganz eigenen Farbkraft auf der Leinwand erstrahlen und den vergänglichen Augenblick wie im Standbild eines Filmes festhält. Wir beobachten das Aufeinandertreffen von Menschen, Kommunikation und Entspannung, Begrüßung und Abschied und bleiben doch allein mit der Frage wie diese Geschichte wohl weitergeht.
Die strukturreiche Ausdrucksform die von kräftig pastösem bis hin zu luzidem Farbauftrag reicht, lässt uns dabei tiefer in die Details der Motive tauchen bis hin zu dem Moment wo die Realität des gemalten Objekts durch die reine Abstraktion der Farbstruktur ersetzt wird.
Der Vergleich von Werkserien der letzten Jahre lässt dabei einen zunehmend freieren und facetten-reicheren Pinselduktus der Acrylmalerei von Susanne Thienel erkennen, der die reale Welt ins Zwielicht von Licht und Schatten setzt. Und so wird der Betrachter verstärkt vor die Entscheidung gestellt, was die wahre Realität der Welt ist: Ist es der klar umrissene Gegenstand oder sind es die Schemen desselben im Lichtergeflirr eines Sommermorgens oder der Unschärfe eines nebligen Novembertages. Auf dieses Abenteuer der Vieldeutigkeit des erlebten Moments nimmt uns Susanne Thienel mit ihren Arbeiten mit.
(T. Gosebeck I 2014)
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Die eigene Wirklichkeit der Farbe
(…) Bereits früh war das Anliegen ihres freien künstlerischen Schaffens die flüchtigen Augenblicke des Alltagslebens durch ihre oft sehr eigene ungewollte Poesie mit den Mitteln der Farbe in eine neue Wirklichkeit zu transformieren. Wiederkehrendes Stilmittel ist dabei das Spiel mit Licht- und Schattenflächen. Die hellen Lichtreflexe scheinen manche Motive in den Bildern geradezu prismatisch aufzubrechen und so zwischen Abbild und Abstraktion zu changieren. Hier lösen sich die realen Motive in Farbduktus oder Farbfluss auf, um den Eindruck von Flüchtigkeit und Leichtigkeit des Bildes zu verdichten: Wirklichkeit wird zu Farbe und Farbe zu Wirklichkeit.
Der Vergleich von Werkserien der letzten Jahre lässt dabei einen zunehmend freieren und facettenreicheren Pinselduktus von Susanne Thienel erkennen. Mit strukturreicher Ausdrucksform die von kräftig pastosem bis hin zu luzidem Farbauftrag reicht, thematisiert sie in jüngeren Werken das Verhältnis zwischen Menschen und Weite. Die Relativierung des Menschen im Raum schafft so eine zusätzliche Wahrnehmungsebene in der angenommenen Wirklichkeit ihrer Malerei.
(Pressetext Kunstverein Bad Godesberg I 2019)